Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Kurt Holm Dr. Kurt Holm

(1900 – Todesdatum nicht bekannt)
Amtsarzt
Adresse: Immenhof 6 (1933) Wartenau 12 a (ab 1937)
Wirkungsstätte: Zentralstelle der Gesundheits- und Fürsorgebehörde, Besenbinderhof 41


Der Amtsarzt Dr. Holm baute ab September 1933 ein ausführliches „Gesundheitspaßarchiv“ auf. Mit dem Archiv wurde eine möglichst umfassende erbbiologische Bestandsaufnahme der Hamburger Bevölkerung vorgenommen. Es wurden sowohl medizinische Gutachten aus Krankenhäusern, Pflegeanstalten, Krankenversicherungen, Ärzte gesammelt sowie Beurteilungen aus Schulen, Vereinen, Jugendämtern, Polizei etc. Auf diese Weise sollte der Überblick über die gesunde „Volksgemeinschaft“ bewahrt und jegliche „Gefahrenstellen“ ausgelesen werden. Die dokumentierten Daten wurden genutzt, um Sterilisationsanträge zu stellen und Verfahren vor dem Erbgesundheitsgericht in die Wege zu leiten, erfolgte Sterilisationen wurden ebenfalls registriert. Darüberhinaus standen die Daten des „Gesundheitspaßarchivs“ sämtlichen öffentlichen Verwaltungen, Versicherungen, Parteiorganisationen sowie der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung.

Im Jahr 1934 wurde Holm als beamteter Arzt Beisitzer im Erbgesundheitsgericht, das die Verfahren zur Zwangssterilisation abhandelte. Über seine Diagnosen am Erbgesundheitsgericht schrieb Holm: „Zum Schwachsinn rechnet auch der moralische Schwachsinn [fehlende Fähigkeit, ein Lebens in den der gesellschaftlichen Norm entsprechenden Bahnen zu führen], welcher auf intellektuellem Gebiet keine gleichlaufenden Defekte zu haben braucht.“ (zitiert nach: Bussche (Hrsg.):Die Hamburger Universitätsmedizin im Nationalsozialismus, Berlin/ Hamburg 2014, S. 306.) Somit wurden immer häufiger medizinische Komponenten mit sozialen vermischt und als Grund für eine Zwangssterilisation anerkannt.

Text: Katharina Tenti