Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Walter Malchow

(30.09.1921 Kassel - 13.09.1993 Mallorca)
SS-Angehöriger, Leistungssportler, Funktionsträger im Behindertensport Hamburg
Adresse: Arbeitsgemeinschaft deutscher Versehrten-Sport, Land Hamburg, Sudeckstraße 1 (Hamburger Adressbuch von 1960)


Walter Malchow, dessen Vater hauptamtlich in der SS war, erhielt 1939 in Kassel die Mittelschulreife und trat nach HJ (1932-1939) und Reichsarbeitsdienst RAD (1939) ohne Berufsausbildung unmittelbar in die SS ein. Dort diente er in der SS-Verfügungstruppe „Germania“ (1939-1940), absolvierte einen Führerlehrgang in der SS-Junkerschule Bad Tölz und kam über die SS-Division „Germania“ 1942 zur SS-Elitedivision Leibstandarte Adolf Hitler (LSSAH). Malchow war Mitglied der LSSAH bei Einsätzen in Italien (1943) und in Russland (Charkow und Belgorod 1943). Die LSSAH trägt die Verantwortung für zahlreiche Kriegsverbrechen. Im Dezember 1943 wurde Malchow beim Russlandfeldzug nordöstlich von Schytomyr verwundet; sein letzter Rang war SS-Hauptsturmführer.

Malchow war Träger mehrerer Eiserner Kreuze, war SS-Winkelträger, trug den Ehrendegen des Reichsführer SS und gehörte dem Verein „Lebensborn“ an; alles deutliche Merkmale eines überzeugten SS-Führers. Seine Religionszugehörigkeit gab er mit „gottgläubig“ an. Er gehörte damit zu der weltanschaulich-religiösen Gruppe der aus der christlichen Kirche ausgetretenen Nationalsozialisten, die eine Art deutsch-völkischen Glauben ohne konfessionelle Zugehörigkeit bevorzugten; in der SS war die Zahl der „Gottgläubigen“ besonders hoch.

Malchow hatte im „Dritten Reich“ zahlreiche Sportauszeichnungen inne: „Auf allen sportlichen Gebieten erzielte ich gute Durchschnittsleistungen und startete auf einigen Sportfesten mit Erfolg. Im Boxen wurde ich 1939 Gebietsmeister von Kurhessen und 4.Deutscher Jugendmeister. In Holland wurde ich 3. bei den Niederländischen Zehnkampfmeisterschaften (1941)“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Malchow, der durch die Kriegsverletzung eine cerebrale Lähmung und Granatsplitter im Rücken hatte und zum Teil auf den Rollstuhl angewiesen war, im Behindertensport. Er war Fachwart für Bogenschießen im Deutschen Versehrtensportverband (DVS).  Im Hamburger Versehrtensportverband war er ab 1958 Spielwart und von 1965 bis in die 1970er Jahre Sportwart. Später zog er sich nach Kakendorf zurück und wurde Jugendwart beim BSC Nordheide und führte dort das Bogenschießen ein. Zudem war er Referent für Bogenschießen beim Behindertensportverband Niedersachsen.

Später wanderte er nach Mallorca aus und eröffnete dort eine Schule für Bogenschießen.
Text. Bernd Wedemeyer-Kolwe