Horst Krabel
(1.9.1920 Hamburg-Eimsbüttel - ?)
kfm. Angestellter, SS-Angehöriger, Funktionär im Versehrtensport
Bundesstraße 96 (Wirkungsstätte: Eimsbütteler Turnverband (ETV Hamburg))
Horst Krabel trat 1929 dem Eimsbütteler Turnverband Hamburg bei und war von 1935-41 dort Vorturner und Turnwart. 1933 trat er in die HJ und 1939 in die SA ein, wo er jeweils den Rang eines Scharführers bekleidete; 1938 erfolgte sein Eintritt in die NSDAP. 1940 leitete er als Obervormann im Reichsarbeitsdienst (RAD) den Frühsport. Im selben Jahr meldete sich Krabel freiwillig zur Waffen-SS und wurde den SS-Divisionen „Westland“ und „Wiking“ zugeteilt, sein letzter Rang war Oberscharführer. Kriegsverbrechen dieser Divisionen sind belegt.
Krabel besaß das Reichsjugendsportabzeichen, die HJ-Schießauszeichnung und das SA-Wehrabzeichen. Er erhielt das Eiserne Kreuz I und II, die Nahkampfspange, das Infanterie-Sturmabzeichen, das Panzerkampfabzeichen, die Ostmedaille und das Verwundetenabzeichen in Gold. Seine Religionszugehörigkeit gab er mit „gottgläubig“ an. Er gehörte damit zu der weltanschaulich-religiösen Gruppe der aus der Kirche ausgetretenen Nationalsozialisten, die eine Art deutsch-völkischen Glauben ohne konfessionelle Zugehörigkeit bevorzugten; in der SS war die Zahl der „Gottgläubigen“ besonders hoch.
Anfang 1943 wurde Krabel verwundet und in Folge dessen der linke Unterschenkel und der rechte Oberschenkel amputiert. Nach seinen Aufenthalten in den Lazaretten Krakau und Hameln nahm er 1944 seinen Wohnsitz in Osterode in Südniedersachsen. Dort trat er 1946 in die Turn- und Sportgemeinschaft Osterode (TSG) und 1947 in den Männerturnverein Osterode (MTV) ein. Hier leitete er von 1954 bis 1962 den Versehrtensport, bis sich mit der Versehrtensportgemeinschaft Osterode (VSG) ein eigener Verein gründete, deren Vorsitz er von 1963 bis 1991 innehatte. Krabel absolvierte 28 mal das Versehrtensportabzeichen und gewann bei den „Weltspielen der Versehrten“ in St. Etienne 1970 (eine Frühform der Paralympics) in Dreikampf eine Bronzemedaille.
Text: Bernd Wedemeyer-Kolwe