Carl Gerhard Meinhof
(23. Mai 1896 Zisow (heute Polen) – 23. April 1945 Klein Kienitz)
Oberlandesgerichtsrat
Adresse: Schlankreye 53 (1933); Woldsenweg 8 (ab 1935)
Wirkungsstätte: Amtsgericht, Sievekingplatz 1
Carl Meinhof schloss sich 1919 dem paramilitärischen Freikorps Bahrenfeld an, das sich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gebildet hatte. Nach seinem abgeschlossenen Jurastudium wurde er 1926 Richter am Amtsgericht, 1933 Mitglied der NSDAP sowie Angehöriger der SS. Bis 1938 erreichte er den Rang des Sturmbannführers. Innerhalb der NSDAP-Strukturen wurde er Leiter des Rassepolitischen Amtes des Gaues Hamburg. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde im Juli 1933 mit dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ der Grundstein für die NS-Erbgesundheits- und Rassenpolitik gelegt. Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder wurden aufgrund ihrer (angeblichen) Behinderung oder Erkrankung systematisch ermordet, zwangssterilisiert und in medizinischen Versuchen misshandelt oder getötet.
Mit der Einrichtung des Erbgesundheitsgerichts, das dem Amtsgericht angegliedert war, wurde Meinhof dort Vorsitzender Richter. Neben ihm bestand das Gericht aus einem beamteten und einem weiteren Arzt. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Gesundheits- und Fürsorgebehörde bereitete sich Hamburg auf die Umsetzung des neuen Gesetztes ab dem 1.1.1934 gründlich vor und legte reichsweit in den folgenden Jahren „Spitzenzahlen“ zur Anzeige und Durchführung der Zwangssterilisationen vor. Zudem wurden auch Schwangerschaftsabbrüche durch das Hamburger Erbgesundheitsgericht angeordnet, was nicht zwangsläufig in allen Erbgesundheitsgerichten der Fall war. 1935 absolvierte Meinhof einen „rassenhygienischen Schulungskurs“ des Landeskirchlichen Amts für Innere Mission und äußerte sich zu seine Tätigkeit: „Die Schlacht, die im Erbgesundheitsgericht geschlagen wird, geschieht für das ganze Volk und seine Kinder.“ (zitiert nach Klee: Personenlexikon, Frankfurt/Main 2011, S. 400.) 1938 wurde er zum Landes- und später zum Oberlandesgerichtsrat befördert, sein Nachfolger beim Erbgesundheitsgericht wurde 1939 Herman Deutsch. 1943 wechselte Meinhof als Rassesachverständiger ins Reichsjustizministerium nach Berlin. Zu Ende des Zweiten Weltkrieges kämpfte er im sogenannten Volkssturm südlich von Berlin und wurde bei Klein Kienitz als Soldat getötet.
Text: Katharina Tenti