Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Käthe Scheel

(18.10.1911 Sülfeld/Holstein – 22.1.1995 Hamburg)
Sprachforscherin, Bearbeiterin des „Hamburgischen Wörterbuches“
Universität Hamburg Germanisches Seminar, Von-Melle-Park (Wirkungsstätte)
Heinrich-Barth-Straße 23 (Wohnadresse)


Wolfgang Bachofer schreibt in seinem Portait über Käthe Scheel: „Käthe Scheel, die aus einer Holsteiner Bauernfamilie stammte, besuchte nach der Volksschule in Sülfeld (Kreis Segeberg) die Mädchenmittelschule und die Oberrealschule in Bad Oldesloe, wo sie Ostern 1931 due Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte sie (…) in Hamburg Deutsch, Geschichte, niederdeutsch, Englisch und Philosophie. Am 13. Februar wurde Käthe Scheel auf Grund einer Dissertation über das Thema ‚Wie weit entfernt sich der Satzbau der niederdeutschen Kunstprosa (insbesondere bei Johann Hinrich Fehrs) von der niederdeutschen Volkssprache?‘ von der Philosophischen Fakultät der Hamburgischen Universität promoviert und legte im April desselben Jahres die wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt an Gymnasien ab. Neben ihrer Tätigkeit als freiwillige wissenschaftliche Hilfsarbeiterin für das ‚Hamburgische Wörterbuch‘ absolvierte Käthe Scheel das Referendariat und bestand im März 1941 die zweite Prüfung für das Lehramt an Gymnasien. Erst ab 1. März 1943 als Verwalterin einer Assistentenstelle am Germanischen Seminar tätig, musste sie diese Stelle bereits zum 31. März 1948 wieder räumen, da sie für den Lehrbetrieb des Instituts dringend benötigt wurde. Fortan wurde Käthe Scheels Tätigkeit für das ‚Hamburgische Wörterbuch‘ aus verschiedenen Etats bezahlt, ehe sie zum 1. April 1953 endlich in eine feste wissenschaftliche Angestelltenstelle am Germanischen Seminar der Universität Hamburg eingewiesen wurde. Zugleich wurde sie nun offiziell mit der Bearbeitung des ‚Hamburgischen Wörterbuchs‘ betraut. (…) Bei ihrem Ausscheiden Ende September 1977 war das Wörterbuch bis zum Artikel ‚Eemann‘ erarbeitet.“ [1]

Käthe Schell wurde in der NS-Zeit am 1.5.1937 Mitglied der NSDAP. Sie war außerdem Mitglied der NSV und hatte dort von März 1941 bis September 1941 die Stellung eines Blockwalters inne. Auch war sie von 1934 bis 1936 Mitglied der NS Frauenschaft. [2]

Die NSV war mit „17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Dt. Arbeitsfront die größte (…) NS-Massenorganisation.(…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die N. zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrtspflege tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten (…). Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es ihr n möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren (…). Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der N. populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der N. von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt (…).“ [3]

Die NS-Frauenschaft wurde am: „1.10.1931 als Zusammenschluß verschiedener Verbände von der NSDAP gegründet. Seit dem 29.3.1935 als offizielle Gliederung der NSDAP in die Partei eingeordnet, kam der N. die Aufgabe zu, Frauenarbeit im Sinne der NS-Ideologie zu leisten. (…) 1936 wurden die Bedingungen für die Aufnahme in die N. verschärft, um den Auswahlcharakter der Organisation zu erhalten. Seitdem wurden nur noch Frauen aufgenommen, die sich bereits im Sinne der Partei verdient gemacht hatten. Politisch blieb die N. ohne Bedeutung (…) und übte nur geringen Einfluß auf die NSDAP aus. Sie beschränkte sich vielmehr auf eine gezielte ideologische und praktische Schulung von Frauen innerhalb der ihnen zugeordneten häuslichen und familiären Welt.“ [4]