Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Anna Rumland Anna Rumland, geb. Thürnagel

(27.9.1889 Tangermünde – 23.1.1960 Hamburg)
Unternehmerin
Hölderlinstraße 27 (Wohnadresse)
Mönckebergstraße 11 „Rappolthaus“ (Wirkungsstätte: Büro)


Tochter aus „gutem Haus“, keine Berufsausbildung, erzogen, um Hausfrau und Mutter zu werden. 1912 Heirat mit dem Kaufmann Paul Christian Rumland,}} Handel mit Schokoladenerzeugnissen, Tee und Kaffee. Eine Filiale des Geschäftes befand sich im Hamburger Hauptbahnhof. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Nachdem ihr Mann 1930 im Alter von fünfzig Jahren gestorben war, übernahm Anna {{nolink: Rumland das Unternehmen mit seinen damals vierzehn Filialen und wurde Gesellschafterin der Firma bis zu Rückkehr ihres Sohnes 1945 „aus dem Krieg“. Seitdem war sie Kommanditistin der Firma. Heute gibt es die Firma nicht mehr.

Anna Rumland}} war von 1932 bis 1943 Mitglied im Hanseatischen Yachtclub. Als sich 1931 in Hamburg der erste deutsche Zonta-Club von berufstätigen Frauen in leitenden Positionen gründete, gehörte Anna {{nolink: Rumland zu dessen Gründungsmitgliedern.

Anna Rumland, die – so ihre Aussagen in ihrem Entnazifizierungsfragebogen – bei den Novemberwahlen 1932 die Deutsche Volkspartei und im März 1933 die NSDAP gwählt hatte, wurde im Mai 1937 Mitglied der NSDAP und war dies bis 1945. Außerdem war sie von 1936 bis 1945 Mitglied der DAF, ab 1937 Mitglied der NSV, ab 1930 im Volksbund des Deutschtums im Ausland und ab 1938 im Reichsluftschutzbund. [1]

Die NSV war mit „17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Dt. Arbeitsfront die größte (…) NS-Massenorganisation.(…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die N. zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrtspflege tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten (…). Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es ihr n möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren (…). Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der N. populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der N. von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt (…).“ [2]

Die Deutsche Arbeitsfront wurde im Mai 1935 gegründet und war ein rechtlich der NSDAP angeschlossener Verband „mit ca. 23 Mio. Mitgliedern (1938) die größte NS-Massenorganisation. Als Einheitsgebilde ‚aller schaffenden Deutschen‘ konzipiert, schuf ihr Reichsleiter Robert Ley ein vielgliedriges, bürokratisch aufgeblähtes Organisationsimperium, mit dem er nahezu alle Felder der nat.soz. Wirtschafts- und Sozialpolitik einzudringen trachtete. Entscheidender Einfluß auf materielle Belange in diesem Bereich blieb der DAF jedoch verwehrt, vielmehr musste sie sich auf die allgemeine Betreuung und weltanschauliche Schulung ihrer Mitglieder beschränken.“[3]
Text: Rita Bake