Anneliese Kohlmann
(23. März 1921 Hamburg – 17. September 1977 Berlin)
KZ Aufseherin
Adresse und Wirkungsstätte: Außenlager des KZ Neuengamme Neugraben, Falkenbergsweg (heute Naturschutzgebiet/ Wanderweg), Außenlager Tiefstack, Firmengelände der Diago-Werke, Andreas-Meyer-Straße
Anneliese Kohlmann wurde 1940 NSDAP-Mitglied, sie lebte als ledige junge Frau bei ihren Eltern und arbeitete als Straßenbahnschaffnerin. Anfang November 1944 zog sie in ein eigenes Zimmer und es ist anzunehmen, dass sie durch die Ummeldung den Behörden ins Auge fiel, denn kurz darauf wurde sie als SS-Aufseherin dienstverpflichtet. Sie wurde in den Hamburger Außenlagern Neugraben und Tiefstack eingesetzt. 1944 waren ca. 500 tschechische Jüdinnen über das Ghetto Theresienstadt und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zum Arbeitseinsatz nach Hamburg gekommen. Kohlmanns Verhalten gegenüber den Häftlingsfrauen wird widersprüchlich beschrieben, einerseits soll sie zu einigen Frauen beinah freundlichen Umgang gehabt haben, andererseits soll sie andere brutal geschlagen und ohne Erbarmen zu Schwerstarbeit angetrieben haben. Nach einigen Zeugenaussagen hatte sie sich in eine der Häftlingsfrauen verliebt und suchte ihre Nähe. Bei einem alliierten Luftangriff wurde das Außenlager Tiefstack Ende März/ Anfang April 1945 zerstört. Die Überlebenden verließen Anfang April 1945 das Lager in Richtung Bergen-Belsen. Kohlmann bewachte Häftlinge bis sie in Bergen-Belsen angekommen waren. Danach versuchte sie sich in Häftlingskleidern bis zur Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen am 15. April 1945 bei den Frauen zu verbergen. Ob die Gefühle zu einer der Frauen ausschlaggebend für diese Handlung waren oder die Hoffnung, nicht als Angehörige der SS-Frauen erkannt zu werden, kann nur gemutmaßt werden. Nachdem britische Truppen das KZ befreit hatten, wurde Kohlmann verraten und kam in Internierungshaft. Im Mai 1946 wurde sie im zweiten Bergen-Belsen Prozess von einem britischen Militärgericht zu zwei Jahren Haft verurteilt, wobei das erste Jahr bereits als verbüßt galt. Die restliche Haft saß Kohlmann im Gefängnis Fuhlsbüttel ab. Nach ihrer Freilassung lebte sie zunächst in Hamburg, ab 1965 in Berlin.
Text: Katharina Tenti