Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Hermann Keesenberg

(31.8.1900 Wilhelmsburg - 89.4.1991 Wilhelmsburg)
Mittelschullehrer, Rektor in Wilhelmsburg, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege, Leiter des Museums, Heimatforscher
Thielenstraße 45 in Wilhelmsburg
Hermann-Keesenberg-Brücke, in Wilhelmsburg seit dem Jahr 2000


Im Jahre 2002 wurde erstmals der Keesenberg-Preis vergeben: ein Gedächtnispreis des Mitbegründers des 1950 eröffneten Heimatmuseums der Elbinsel. Gestiftet wurde der mit insgesamt 500 Euro dotierte Preis anlässlich des 100. Geburtstages von Hermann Keesenberg von seinen Familienangehörigen, dem Heimatverein und dem Windmühlenverein. Den Preis erhielten Wilhelmsburger Schülerinnen und Schüler, so bekam die Klasse 4 a der Gesamtschule Wilhelmsburg 50 Euro „ (…) für ihre eingereichten Wilhelmsburg Bilder. Über 150 Euro freute sich die Deutsch-Förderstufe der Gesamtschule Kirchdorf, die mit finanzieller Unterstützung der Norddeutschen Affinerie einen professionell gestalteten ‚Reiseführer Kirchdorf‘ drucken ließ. Für ihr bereits vor drei Jahren geschriebenes und bebildertes Geschichts-Referat konnte die 18-jährige Janina Lemcke 300 Euro aus der Hand von Ortsamtsleiterin und Schirmherrin Heike Severin entgegen nehmen“, schreibt Jochen Gipp am 16.12.2002 im Hamburger Abendblatt. [1]

 Hermann Keesenberg lebte in Hamburg Wilhelmsburg in der Thielenstraße 45. Er übte den Beruf eines Lehrers aus. Am 1. Mai 1937 trat der der NSDAP bei. (Mitgliedsnummer 4606518, Quelle: BArch R 9361-IX KARTEI 19591183). Zuvor war er 1933 in den NS-Lehrerbund eingetreten und 1934 in die NSV. Dort übte er von 1934 bis 1936 die Funktion eines Blockwalters und von 1936 bis 1939 das Amt eines Zellenwalters aus. „Die Gliederungen und die angeschlossenen Verbände ermöglichten es der NSDAP, die Gesellschaft organisatorisch weitgehend zu durchdringen und die Bevölkerung sowohl im Beruf als auch in der Freizeit zu kontrollieren und zu indoktrinieren. Eine soziale Kontrolle erfolgte insbesondere durch Block- und Zellenwarte sowie durch die Ortsgruppen der NSDAP.“ [2]

Im Fragebogen Action Sheet zu Keesenbergs Entnazifizierung hieß es am 6. März 1946: Herr Keesenberg war kein aktiver Nationalsozialist. In der NSV leistete er nur Sozialarbeit. Er versuchte, soweit es möglich war, diese Arbeit frei von politischer Einflussnahme zu halten. [3]

Im Fragebogen Action Sheet mit Datum vom 26. November 1949 wurde Keesenberg in die Kategorie V: entlastet eingestuft. [3]

Hermann Keesenberg veröffentlichte viele heimatkundliche Aufsätze und Bücher über Wilhelmsburg. Seine letzte Buchveröffentlichung vor seinem Tod war „Wilhelmsburg – Die Insel der Gegensätze“ aus dem Jahre 1989. Dazu schreibt der Rezensent Michael Stoffregen, Archivar im Hamburger Staatsarchiv u. a. „Äußerst kurz und knapp wird dagegen [im Gegensatz zu den anderen von Keesenberg beschriebenen Epochen] die politische Entwicklung im 20., Jahrhundert, insbesondere die Revolution von 1918, die Weimarer Republik und die Zeit des Nationalsozialismus abgehandelt. Diese zu erforschen bleibt jüngeren Historikern vorbehalten. Dafür beschreibt Keesenberg die aktuellen Probleme dieses Ortsteils, von denen es ja nicht wenige gibt.“ [4]