Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Wilhelm Grabke

(9.10.1892 Nortorf/Holstein - 1971)
Rektor der Schule "Bei den Höfen" in Jenfeld und Heimatforscher·
Volksdorferstraße 200 (Wohnadresse)
Grabkeweg, in Jenfeld benannt 1975


Wilhelm Grabke wohnte nach 1945 in Hamburg Wandsbek Volksdorferstraße Straße 200. Nach 1945 hatte er die Stellung eines Schulleiters an der Schule Rennbahnstraße 60 inne.[1] Von 1919 bis März 1937 war er Volksschullehrer in Schleswig, von April 1941 bis Ende März 1941 Volksschullehrer in Hamburg. Am 1. April 1941 wurde er befördert zum Mittelschullehrer. Von November 1940 bis Mai 1945 war er zum Militärdienst einzogen. In dieser Zeit bekleidete Grabke den Dienstgrad eines Oberleutnants u. Hauptmanns und war bis Februar 1945 Leiter einer Heeresluftschutzschule in Potsdam.

Seit dem 1. Mai 1937 war er Mitglied der NSDAP. 1933 wurde er Mitglied des NS-Lehrerbundes, in dem er zwischen 1933 und 1939 die Funktion eines Jugendschriftums-Warts im Jugendschriftenausschuss einnahm. 1934 trat er in die NSV ein.

Von 1939 bis 21. November 1940 war er vom Dienst in der Wehrmacht zurückgestellt wegen seiner Kriegsbeschädigung, die er sich im Ersten Weltkrieg zugezogen hatte.

Am 13.10.1945 wurde Grabke wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP, NSV und NSL aus dem Schuldienst entlassen. Dagegen legte er am 15.11.1945 Einspruch ein. Darin heißt es u. a. „Ich bin erst am 1. Mai 1937 in die Partei eingetreten, habe mich aber in keiner Weise politisch betätigt. Ich habe weder in der Partei noch in ihren Gliederungen ein Amt bekleidet. Im NS-Lehrerbund habe ich die bereits vor 1933 ausgeübte Tätigkeit im Jugendschriftenausschuss getreu der Hamburger Tradition im bewussten Gegensatz zu Bayreuth durch Ablehnung politischer Tendenzschriften fortgesetzt. Mit sonstigem nationalsozialistischen Schrifttum habe ich überhaupt nicht zu tun gehabt.

Auch bin ich nicht auf Grund meiner Parteizugehörigkeit zum Mittelschullehrer ernannt worden, sondern habe bereits im Jahre 1932 die Mittelschullehrerprüfung mit ‚gut‘ bestanden und wurde erst am 1. April 1941 mit einer Mittelschullehrerstelle bedacht. (…)

Da ich noch drei unversorgte Kinder habe und Schwerkriegsbeschädigter aus dem ersten Weltkrieg bin, so dass es für mich sehr schwer sein wird, einen anderen Lebensunterhalt zu finden, bitte ich um Wiedereinstellung in meinem Beruf.“ [1]

Ein Jahr später erhielt die Schulverwaltung mehrere Leumundsschreiben, die Grabke unpolitische Betätigung in Ausübung seiner Lehrtätigkeit bescheinigten, so am 20. Juli 1946: „Betrifft: Entlassung des Mittelschullehrers Wilhelm Grabke (…). Der Lehrer Wilhelm Grabke ist mir seit einer Reihe von Jahren bekannt. Er ist ein Mann, der sich für deutsche Literatur sehr interessiert und insbesondere dafür gearbeitet hat, dass die deutsche Jugend gutes deutsches und ausländisches Schrifttum sowohl für den Unterricht als auch für die Privatlektüre erhält. In dieser Aufgabe ist er ein reger Mitarbeiter des Jugendschriftenprüfungsausschusses lange vor der Nazizeit gewesen und hat mit den meisten übrigen Mitgliedern des Ausschusses die tendenziösen Darstellungen nationalsozialistischer Jugendliteratur, die schon vor etwa 1930 an auftauchten, bekämpft.

Herr G. ist nach 1933 niemals politisch tätig gewesen; er ist zwar 1937 der NSDAP beigetreten, hat aber nie ein Amt übernommen. Als Lehrer zeichnet Herr G. sich durch pädagogisches Geschick und durch gewissenhafte Arbeit aus. Als Mensch ist er seinen Mitarbeitern stets ein treuer Kamerad gewesen.

Es besteht für mich kein Zweifel, dass Herr Grabke beim Neuaufbau Deutschlands ein wertvoller Mitarbeiter in der Schule sein wird. Schulrat Brunckhorst.“ [1]

Auch von Theodor Theissen erhielt Grabke eine Bescheinigung. Dieser schrieb am 29.Juli 1946: „Ich bescheinige hiermit, Herrn Wilhelm Grabke, (…) dass ich nahezu 3 Jahre mit ihm an der Heeresluftschutzschule Potsdam zusammenarbeitete. Herr Grabke war mein Adjutant vom August 1941 bis Mai 1944. (…) An Eides statt kann ich erklären,

1) dass Herr Grabke bei seiner notorischen schöngeistigen Einstellung und Haltung weit entfernt davon war, militaristische Tendenzen zu hegen. (Seine Gegnerschaft zum Militarismus und seinen Auswüchsen war mir vom ersten Tage an bekannt),

2) dass Herr Grabke in keiner Weise die Parteidokrinen schätzt, und dass ich, gestützt auf seine Aeusserungen, sowie auf seine Gesamthaltung ihn als Antifaschist ansah, wenn mir auch seine nominelle Mitgliedschaft zur Partei bekannt war,

3) dass er gemeinschaftlich mit mir beinahe regelmäßig die amerikanischen Botschaften im Radio anhörte, und dass er das Vorrücken der Vereinten Nationen mit Freude begrüsste,

4) dass er sowohl in Gesprächen mit mir als auch mit Kameraden aus seiner Gesinnung nie einen Hehl machte, obwohl er sich mit seinen Aeusserungen stets in grosse Gefahr brachte, und

5) dass er unter vollem Einsatz seiner Persönlichkeit sich stets für Kameraden und Untergebene einsetzte, und stets bemüht war, das Los der Soldaten und der zum Arbeitseinsatz in seinen (bezw. unseren) Bereich kommandierten Kriegsgefangenen in jeder Hinsicht menschlich und menschenwürdig zu gestalten.“ [1]

In einem Schreiben vom 21. August 1946 der britischen Militärregierung heißt dann schließlich, offensichtlich ist Herr Grabke deshalb entlassen worden, weil er die Funktion eines Jugendschriftenwarts inne hatte. „Er hat dieses unpolitische Amt bereits vor 1933 in der damaligen Lehrerorganisation [Lehrerverein] inne gehabt. Und weiter heißt es: „Er bringt Bestätigungen bei, daß er dieses Amt völlig unpolitisch geführt hat; er hat auch sonst gute Atteste.“ [1] Mit Datum vom 20.1.1948 wurde Grabke in Kategorie V – entlastet - eingestuft.