Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Hans Joachim Schulten

(25. Juli 1899 Elberfeld – 5.3.1965 Köln)
Professor für Innere Medizin
Naumanns Weg 6 (Wohnadresse 1936)
Universitätsklinik Hamburg Eppendorf Martinistraße (Wirkungsstätte)


Nachdem Schulten Soldat im Ersten Weltkrieg und in englischer Kriegsgefangenschaft gewesen war, studierte er zwischen 1919 und 1924 Medizin und schloss sein Studium mit der Promotion ab. Während seines Studiums war er Mitglied im Corps Thenania Tübingen geworden und „focht zehn Mensuren“ [1]

Nach seiner Promotion, die er an der Universität in Kiel ablegte, erhielt er eine Anstellung am Universitätskrankenhaus Hamburg Eppendorf bei Prof. Hugo Schottmüller (1937 wurde die Schottmüllerstraße nach diesem Mediziner benannt. Wegen dessen NS-Belastung wurde der Straßenname 2014 umgewidmet: er ist nun nach der Widerstandskämpferin Oda Schottmüller benannt) und beschäftigte sich mit Bakteriologie. 1926 heiratete er Margarete Laubenburg (gest. 1956). Das Paar bekam fünf Kinder. In zweiter Ehe war er mit Ilse Wedthoff verheiratet. Sie starb 1987. [2]

1929 – nun schon Oberarzt – habilitierte er sich. 1930 wurde er Privatdozent und 1935 zum außerordentlichen Professor für Innere Medizin ernannt. Seine Fachgebiete waren Blut-, Infektions- und Nierenkrankheiten.
Im November 1933 hatte  er das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler unterzeichnet.  Ab 1936 war er Vertrauensarzt im Amt für Volksgesundheit, Gauleitung Hamburg der NSDAP und wurde ein Jahr  später zweiter Vorsitzender der Deutschen Hämatologischen Gesellschaft. Ab 1937 war er in der Wehrmacht Assistenzarzt d. R. 1938 wurde er Leiter der Medizinischen Poliklinik  in Rostock. „Ab 1939 nahm er im Zweiten Weltkrieg als beratender Internist teil, ab 1941 im deutsch-Sowjetischen Krieg. Zuletzt war er Oberfeldarzt d. R.“ [3]

1943 ging er an die Universität Köln, wo er bis 1965 als ordentlicher Professor für Innere Medizin tätig wurde und die  Medizinische Poliklinik sowie die Medizinische Klinik leitete.

In den Rektorenportraits der Universität Kökln, unter: https://rektorenportraits.uni-koeln.de/rektoren/hans_schulten/ kann nachgelesen werden:

„Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb er sich beim Wiederaufbau der Universitäts-Poliklinik in den Resten des Bürgerhospitals und der Städtischen Krankenanstalten in Köln-Merheim besondere Verdienste. Im Juni 1948 erhielt er von der Kultusministerin Christine Teusch die Wiedereinsetzungsurkunde auf das Ordinariat. Von 1949-50 war er Dekan der Medizinischen Fakultät und wurde 1954-55 zum Rektor der Kölner Universität gewählt. Von 1964-65 war er auch Mitglied des Kuratoriums des Instituts für Klinische und Experimentelle Nuklearmedizin. Darüber hinaus gehörte Hans Schulten zahlreichen wissenschaftlichen Gremien an. (…) 1964 ernannte man ihn auch zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, zudem wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Hämatologie gewählt. Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag in erster Linie auf dem Gebiet der Blutforschung. 1939 verfasste er das ‚Lehrbuch der klinischen Hämatologie‘, das 1953 in 5. Auflage erschien und sich auch durch die gut verständliche Darstellung als ein Standardwerk etablierte. Innerhalb der Hämatologie beschäftigte sich Schulten intensiv mit verschiedenen Formen der Blutmangelkrankheiten. (…) Weitere Arbeitsfelder Schultens waren die klinische Mikrobiologie, die Infektions- und Nierenkrankheiten, die vor allem während des Krieges bedeutsam waren. Ferner veröffentlichte er Studien zur Hungerkrankheit und zur Tularämie (Hasenpest), eine auf den Menschen übertragbare Infektionskrankheit, die unbehandelt in fünf Prozent der Fälle tödlich verläuft. Während der letzten Jahre war Schulten zunehmend an psychosomatischen Aspekten innerer Krankheiten interessiert. (…).“ [4]