Biografien-Datenbank: NS‑Dabeigewesene

Wilhelm Plog

(28.9.1884 Güstrow – 16.12.1946 Hamburg)
Gewerbelehrer niederdeutscher Dichter
Mohlenhof 20 (Wohnadresse)
Plogstieg, Groß Borstel (seit 1956)


Wilhelm Plog war der Sohn von Elise Henriette Wilhelmine Plog, geborene Martens und des Arbeiters Johann Friedrich Christian Plog.

Wilhelm Plog erlernte den Beruf des Schriftsetzers, später wurde er Gewerbeschullehrer. 1910 – damals noch Schriftsetzer – heiratete er Helene Dorothea Minna Braband (13.2.1886 Hamburg – 19.2.1939 Hamburg). Das Paar hatte mindestens ein Kind. 1) Zuletzt lebte Plog in Hamburg-Bergedorf im Mohlenhof 20, Haus 7.  

Neben seiner Berufstätigkeit als Gewerbeschullehrer, die er seit 1927 ausübte, betätigte sich Wilhelm Plog als niederdeutscher Schriftsteller. Von ihm erschienen die Werke:
„Swienegel op Reisen : Un anner fabelhafte Tiergeschichten“; Mars Micheel (1927); De Grabbenfischer (1927); Likeddeler: Roman ut de Hansetied (1932); Tiergeschichten (1939; Dat grote Wannern: En Spill ut de Tierwelt (1938).

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten trat Plog 1935 der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) bei. 2) Die NSV war mit „17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Dt. Arbeitsfront die größte (…) NS-Massenorganisation. (…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die N. zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrtspflege tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten (…). Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es ihr n möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren (…). Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der N. populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabel. Tatsächlich war die Arbeit der N. von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt (…).“ 3)

Ebenfalls ab 1935 war Plog Mitglied im NS Lehrerbund. 4) Der Nationalsozialistische Lehrerbund war ein „Zusammenschluss der deutschen Erzieher ohne Rücksicht auf Schulart und Vorbildung. Der N. wurde 1929 als der NSDAP angeschlossener Verband mit Sitz in Bayreuth gegründet. Seine Aufgabe war die weltanschaulich-politische Ausrichtung der Erzieher, die Mitarbeit an der Neuordnung des Schulwesens sowie die fachliche Schulung und Fortbildung der Erzieher auf der Grundlage der nat. soz. Weltanschauung.“ 5)

1937 trat Plog der NSDAP bei. Ein Jahr später wurde er verbeamtet. 6) Kay Dohnke schreibt in seinem Beitrag „‘Ik stäk die Fahn ut‘. Verhaltensweisen niederdeutscher Schriftsteller im Nationalsozialismus“ u. a. zu Wilhelm Plog: „(…) die politische und damit kulturelle Umbruchsituation des Jahres 1933 bot den Autoren die potentielle Chance, im Rahmen der Neuordnung Terrain zu gewinnen und stärker am Tagesgeschehen beteiligt zu sein. Die besten Aussichten versprach frühzeitige und weitgehende Anpassung, die (…) insgesamt keine größeren Zugeständnisse erforderte. In der historisch außergewöhnlichen Situation der schnellen Etablierung neuer Machtverhältnisse entwickelten die Autoren spezielle Verhaltensweisen, um sich ihre Teilhabe am künftigen Geschehen und damit zugleich einflußreiche Stellungen zu sichern. Die Ausgangslage war hierbei je nach Position eines Schriftstellers im literarischen Betrieb unterschiedlich: für bestätigte Autoren – teils Angehörige der älteren Generation – gab es theoretisch die Möglichkeit, innerhalb der Traditionen zu verharren und damit vordergründig unpolitische Schreibweisen zu pflegen. Paul Schurek etwa produzierte unter Vermeidung offenkundiger ideologischer Zugeständnisse weiterhin erfolgreiche Komödien, und ohne sich in seinem Tun irritieren zu lassen, verfasste Wilhelm Plog konsequent Tiergeschichten (…).“ 7)

Während des Zweiten Weltkriegs war Plog Soldat und wurde 1944 als „untauglich“ zurückgestellt. 8)
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus arbeitete Plog wieder als Lehrer und wurde zum Gewerbeoberlehrer ernannt. 9)

Plog starb im Dezember 1946 im Alter von 62 Jahren.